Nietzsche, Friedrich. Das Nachtlied. Johannes Tzschichhold scribebat.
Berlin, Karl Schnabel Verlag, 1919.
4°. (16) S. Orig.-Kartonage mit Buntpapierbezug in Kordelbindung.
Elftes Palatino-Buch. Herausgegeben von Heinrich Wieynck in einer Auflage von 100 Stück gedruckt für den Verlag Karl Schnabel, Berlin.
Die kalligraphische Umsetzung des Liedes „Das Nachtlied“ aus dem zweiten Teil von Nietzsches „Also sprach Zarathustra" stammt aus den frühen Jahren des herausragenden Kalligraphen, Schriftgestalters, Grafikdesigners und Typographen Johannes Tzschichhold.
Krummel, Nietzsche und der deutsche Geist, Bd.III, S.22; Graupe, Moderne Buchkunst bis 1914, Katalog Nr. 42, Berlin 1925, S. 48, 485.
Johannes Tzschichhold (beser bekannt als Jan Tschichold) (1902 - 1974), erschuf ein vielfältiges und international hoch anerkanntes Lebenswerk im Bereich der Typographie. Schon früh vom Vater (Schriftenmaler in Leipzig) geprägt, studiert Tschichold schon mit 17 Jahren an der „Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe“ in Leipzig. Dort besucht er am Ende die Meisterklasse „Buchgewerbe, Illustration und freie und angewandte Graphik“ bei Walter Tiemann.
Schon neben seinem Studium arbeitet er als freiberuflicher „Typographischer Entwerfer“ für andere Grafiker, Buchdruckereien und Verlage. Mitte der 20er Jahre ändert Tzschichhold im Rahmen von Modeströmungen links-intellektueller Künstler seinen Vornamen um von Johannes über Ivan bis letztendlich in Jan Tschichold. Typographisch beeinflusst vom Bauhaus startet ab 1925 seine internationale Karriere und er zieht nach München, wo er neben freiberuflicher Tätigkeit an der damaligen „Meisterschule für Deutschlands Buchdrucker“ als Lehrer arbeitet. Von der Polizei der Nationalsozialisten gegängelt, emigrieren Tschichold und seine Familie 1933 in die Schweiz, wo er in Basel eine Tätigkeit als Fachlehrer aufnehmen kann. Mit der Erlangung der Schweizer Nationalität bleibt er mit einer Unterbrechung (1946-49 in London) bis zu seinem Tode dort leben, am Ende in seinem Haus im Tessin. Im Laufe seines Lebens erlangt Tschichold einige Ehrenmitgliedschaften (z.B. Société Typographiques de France, Royal Society of Arts sowie die Akademie der Künste Ostberlin) und erhält internationale Preise und Anerkennungen für seine Interpretationen und Gestaltungen.
Die Reihe der „Palatino-Bücher“, alle in limitierter Auflage (von 100) vor allem im Karl Schnabel Verlag in Berlin gedruckt und herausgegeben von Heinrich Wieynck, entstanden während der ersten Jahre der Studienzeit in den Jahren 1919 und 1920. Der Herausgeber der meisten der „Palatino-Bücher“, Heinrich Wieynck (1874 – 1931) war als Schriftgestalter, Musterzeichner, Bibliothekar und ab 1914 Professor an der Akademie für Kunstgewerbe in Dresden tätig.
Eine der sehr häufig verwendeten Schriften im Buchdruck ist seit den 50er Jahren die Schriftart „Palatino“ (aus der Kategorie „Serifen“), entworfen von Hermann Zapf und benannt nach Giambattista Palatino (1515 – 1575), einem italienischen Meister der Kalligraphie.
Zustand: Einband gering beschabt; Spiegel etwas wellig.